1. Pädagogische Schwerpunkte:
Aufgrund des Anteils von Kindern mit Migrationshintergrund in unserer Einrichtung stellt sich an das Fachpersonal des Sophie-Scholl- Kindergartens eine Vielzahl von Aufgaben, die ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Flexibilität erfordern. Mit großem persönlichem Engagement setzen sich unsere Mitarbeiterinnen für die Anliegen und Interessen der Kinder und ihre Familien ein.Neben der alltagsintegrierten Sprachbildung gehören Öffentlichkeits- und Gemeinwesenarbeit sowie auch Integrationsmaßnahmen zum festen Bestandteil des Kindergartenkonzepts.
Wir definieren unsere pädagogischen Schwerpunkte wie folgt:
• In einer Atmosphäre der Wärme und Geborgenheit sollen sich die Kinder grundsätzlich geliebt und angenommen fühlen. Wir sichern, dass die Grundbedürfnisse der Kinder erfüllt werden.
• Grundlage der pädagogischen Arbeit im Sophie- Scholl- Kindergarten ist die religiöse Erziehung nach Werten des christlichen Glaubens.
• Hierzu gehören auch eine ganzheitliche Persönlichkeitserziehung und alltagsintegrierte Sprachbildung, die Förderung des kindlichen Selbstwertgefühls, der Selbstständigkeit, der Selbstwirksamkeit und die Stärkung der sozialen Kräfte.
• Die Auseinandersetzung mit dem Orientierungsplan, gezielte Projekte und eine enge Kooperation mit der Grundschule geben wichtige Impulse für eine ganzheitliche Bildungsarbeit.
• Durch Erkundungsgänge, Ausflüge und Besichtigungen werden unsere Kinder in die nähere und erweiterte Umgebung hineingeführt. Auf diese Weise haben sie Gelegenheit, ihre Umwelt besser kennen- und begreifen zu lernen und die sprachlichen Fähigkeiten weiter auszubauen.
• Um die Integration der neu zugezogenen Kindergartenfamilien und der Kindergartenfamilien mit Migrationshintergrund zu unterstützen, sind Öffentlichkeitsarbeit und die Teilnahme am kulturellen Leben notwendig. Dies umfasst auch eine enge Zusammenarbeit mit der kirchlichen und politischen Gemeinde und den örtlichen Vereinen und Gruppierungen.
• Eine intensive Elternarbeit und die Einbeziehung der Familien in das Kindergartengeschehen sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass unsere pädagogischen Bemühungen auf fruchtbaren Boden fallen können.
• Die positive Motivation des Kindergartenteams trägt entscheidend dazu bei, dass eine herzliche Atmosphäre in der Einrichtung entstehen kann und auch dauerhaft erhalten bleibt.
2. Unsere Sichtweise vom Kind:
Als katholische Einrichtung gehen wir davon aus, dass alle Menschen Geschöpfe und Ebenbilder Gottes sind und eine unantastbare Würde haben. Dem christlichen Menschenbild folgend, betrachten wir das Kind als einen gleichwertigen Partner und eine eigenständige Persönlichkeit, mit individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten, und sehen es als unsere wichtigste Aufgabe, ihm mit Achtung und Wertschätzung zu begegnen.
3. Erfüllung der kindlichen Grundbedürfnisse:
In einer Atmosphäre der Wärme und Geborgenheit sollen sich unsere Kinder grundsätzlich geliebt und angenommen wissen. Dabei steht die Erfüllung der Grundbedürfnisse nach Essen, Trinken und Schlafen, nach Anerkennung, Zuwendung und Angenommensein bei uns an erster Stelle. Damit wir dem einzelnen Kind gerecht werden können, ist es notwendig, das eigene Verhalten immer wieder zu reflektieren und individuell abzustimmen. Wir nehmen uns Zeit für die persönlichen Wünsche der Kinder und versuchen auf ihre aktuellen Bedürfnisse einzugehen.
4. Haltung der Erzieherin:
Wir Erzieherinnen denken aus der Perspektive des Kindes und unterstützen es in seinen Bildungsprozessen. Wir lassen uns auf das Handeln und Werden des Kindes ein und nehmen es ernst. Erziehung ist für uns ein wechselseitiger Prozess, an dem wir Lehrende und Lernende gleichermaßen beteiligen. Dies beinhaltet einerseits die Aufgabe, dass wir die Kinder in ihrer Entwicklung begleiten, sie in ihren Stärken fördern und ihnen helfen, Schwächen zu überwinden. Wir geben Freiräume zur Entfaltung der individuellen Persönlichkeit und setzen Grenzen, die dem kindlichen Verlangen nach Orientierung und Sicherheit entsprechen. Wir schaffen anregende Spielsituationen und bringen uns als Person in das Spiel und damit in den Lernprozess selbst mit ein. Andererseits wollen wir aber auch die Kinder zu unseren „Lehrmeistern“ machen und uns inspirieren und anstecken lassen, von ihrer fantasievollen Betrachtungsweise, ihrer natürlichen Lebensfreude und ihrer wertfreien Lebensart.
5. Spielen und Lernen:
Spielen und Lernen gehören für das Kind zusammen. Die Erweiterung des Wissens und der Erwerb von Fertigkeiten und Fähigkeiten passieren ständig und ganz nebenbei, sobald das Kind mit seiner Umwelt in Kontakt tritt. Lernen schließt auch die Bildung der Sinne mit ein: Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen und emotionales Wahrnehmen bilden die Basis für die Erkundungen des Kindes und seine vielfältigen Erfahrungen. Der baden- württembergische Orientierungsplan für Bildung und Erziehung schafft die Grundlage für eine frühe und individuelle begabungsgerechte Förderung der Kinder im Elementarbereich. Neben der Erziehung und Betreuung nimmt der Bildungsauftrag in den Tageseinrichtungen für Kinder eine zentrale Stellung ein.
Auch bei unseren pädagogischen Planungen steht das einzelne Kind mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen, seinen Wünschen und Neigungen und seiner persönlichen Eigenart im Mittelpunkt. Dabei spielt die Motivation des Kindes, sein Verlangen nach Anerkennung und Wohlbefinden, sein Bestreben die Welt zu entdecken und kennenzulernen, sein Wille sich auszudrücken und sein Wunsch mit anderen zu leben, eine entscheidende Rolle.Damit unsere Kinder sich selbst erfahren und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten vertiefen und erweitern können, setzen wir in der pädagogischen Praxis Beschäftigungen ein, die ganzheitliches Lernen und freie Entfaltung der Persönlichkeit möglich machen. In der Planung greifen wir auf die Bildungs- und Entwicklungsfelder des Orientierungsplans - Körper, Sinne, Sprache, Denken, Gefühl und Mitgefühl, Sinne / Werte und Religion - zurück. Wie unsere Beispiele zeigen, lassen diese Bildungs- und Entwicklungsfelder eine reiche Vielfalt an Angeboten erkennen, die stark miteinander verflochten sind und auch ineinander übergreifen. Beispiele für unsere Erziehungs- und Bildungsangebote:
• Körper: Bewegungserziehung, Rhythmik, Tänze, Bewegungsspiele im Freien, Spaziergänge, Stilleübungen/ Traumreisen, Übungen zur Körperpflege
• Sinne: Ästhetische Erziehung, Bildhaftes Gestalten, Bildbetrachtungen, Basteln, Werken, Hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Nahrungszubereitung, Handarbeiten, Singen und Musizieren, Malen nach Musik, Klangspiele, Tänze, Beobachtungsgänge und Naturbetrachtungen, Gartenpflege, Experimente
• Sprache: Gespräche, Kurzgeschichten, Märchen, Bilderbücher, Dias, Fingerspiele, Gedichte, Rätsel, Rollenspiele, Tischtheater, (Kasperletheater, Schattenspiele), Gesellschaftsspiele, Umgang mit Buchstaben und den geschriebenen Wort, Lieder und Spiellieder, Klingende Geschichten
• Denken: Beobachten und Dokumentieren, Experimentieren, Umgang mit Zahlen, Erfassen von Mengen, Erkennen von Muster- Regeln und Symbolen
• Gefühl und Mitgefühl: Wahrnehmung von Emotionen und Empathie, Umgang mit Aggression, Deutung von Mimik und Gestik, Selbstwahrnehmung durch Entspannung
• Sinn, Werte und Religion: Gespräche über religiöse und ethische Inhalte, Kennenlernen von religiösen Darstellungen und Erzählungen, Beschäftigung mit der Bibel, Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen(Ereignisse in der Welt, sozialpolitische Themen), Gebete, Meditationen und Betrachtungen
6. Partizipation und Selbstwirksamkeit:
In unserer Einrichtung sind Kinder mit unterschiedlichen Erwartungen und Haltungen. Wie regen die Kinder an, sich mitzuteilen, die eigenen Gefühle auszudrücken, Rückmeldung über Wahrgenommenes zu geben und auch Kritik zu äußern. Wenn Kinder mit ihren Anregungen etwas bewegen und verändern können, erleben sie sich als selbstwirksam, was sich positiv auf Selbstbewusstsein, Motivation und Lernbereitschaft auswirkt.
Weil wir unsere Kinder als eigenständige Persönlichkeiten achten und ihre Anliegen und Bedürfnisse respektieren, ist es in unserer Einrichtung selbstverständlich, dass sie den Alltag mitbestimmen.
7. Inklusive Erziehung:
„Jedes Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit mit seiner speziellen Lebensgeschichte, seinen individuellen Fähigkeiten, Eigenarten und Begabungen. Wir achten und schätzen diese Individu-alität und Persönlichkeit der Kinder“ (Auszug aus dem Leitbild kath. Tageseinrichtungen für Kinder in der Erzdiözese Freiburg)
Träger und Mitarbeiterinnen der Tageseinrichtung sind sich des Auftrags bewusst, Kinder mit unterschiedlichem Alter und Entwicklungsstand, Kinder mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, religiösen und sprachlichen Voraussetzungen, Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam zu bilden, zu erziehen und zu betreuen. Deshalb werden im Rahmen der räumlichen und personellen Möglichkeiten auch Kinder mit Beeinträchtigungen in unserer Einrichtung aufgenommen.
• In der Tageseinrichtung Sophie-Scholl verstehen wir Vielfalt als Bereicherung. Jedes Kind, jede Familie und jede Mitarbeiterin wird ernst genommen, jede/r kann sich einbringen
• Wir nehmen Rücksicht auf die Befindlichkeiten von Kinder und Familien mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen. Im täglichen Umgang legen wir Wert auf gegenseitige Akzeptanz und Rücksichtnahme
• Alle Kinder sollen sich am Alltagsgeschehen beteiligen können. Wir planen Angebote, die für alle Kinder zugänglich sind. Durch gemeinsame Bildungsangebote und Aktivitäten wird Gemeinschaftserleben erfahrbar gemacht
• Gemeinsame Veranstaltungen werden kleinkindgerecht geplant und durchgeführt
• Es ist uns ein großes Anliegen, dass Kinder mit und ohne Behinderung ganzheitlich in ihrer Entwicklung gefördert werden. Jedes Kind erhält die gleiche Achtung, Wertschätzung und Anerkennung
• Kinder mit und ohne Behinderungen spielen und lernen in der Tageseinrichtung gemeinsam, jedes Kind in seinem eigenen Rhythmus und seinem speziellen Zeitmaß. Kinder mit Beeinträchtigungen finden meist individuelle Wege zur Bewältigung einer Aufgabe. Zusätzlich brauchen sie jedoch auch die Unterstützung von Kindern und Erzieherinnen
• Das entwicklungspsychologischen Fachwissen der Erzieherinnen und gezielte regelmäßige Beobachtungen sichern eine individuelle Einschätzung eines jeden Kindes. Wir respektieren das eigene Entwicklungstempo des Kindes und geben Unterstützung, wo Förderbedarf be-steht
• Braucht das Kind mit einer Behinderung begleitende oder pädagogische Hilfe, um sich im Kindergartenalltag eingliedern zu können, beraten wir die Eltern bei der Beantragung einer Eingliederungshilfe (SGB XII53 und 54)
• Voraussetzung für die Aufnahme eines behinderten Kindes ist die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern und eine enge Kooperation mit Therapeuten und den Fachkräften der Förderstellen
8. Gesetzlicher Schutzauftrag:
Wir wissen, dass die uns anvertrauten Kinder auf den Schutz ihrer Persönlichkeit und die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse angewiesen sind, daher hat der Schutz des Kindeswohls in unserer Einrichtung höchste Priorität. Der Schutzauftrag umfasst die Bereiche Gesundheitsfürsorge, Ernährung, Kleidung, Gewalteinwirkungen, motorische und sprachliche Auffälligkeiten, Verhaltensauffälligkeiten, Auffälligkeiten in der Beziehung der Eltern bzw. in deren Beziehung zum Kind. Träger und Mitarbeiterinnen sind sich der Verantwortung des Schutzauftrags bewusst und erfüllen die Anforderungen durch:
• Die Einforderung eines polizeilichen Führungszeugnisses und das Unterschreiben der „Verpflichtungserklärung zum grenzachtenden Umgang“ von allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in der Tageseinrichtung
• Einhaltung der „Vereinbarung zur Umsetzung des Schutzauftrags der Jugendhilfe“ in unserer Einrichtung
• Beobachten, Dokumentieren und Auswerten von auffälligen Verhaltensweisen der betroffenen Kinder und Erwachsenen
• Dokumentieren von auffälligen Beobachtungen und Vorkommnissen, die das Wohl des Kindes in Frage stellen, Besprechung der Verdachtsmomente, die für eine Kindeswohlgefährdung sprechen
• Schulungen der Mitarbeiterinnen, Anwendung der Einschätzskala des KVJS „Kindeswohlgefährdung in Tageseinrichtungen für Kinder“
• Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, der psychologischen Beratungsstelle und dem Projekt „Frühe Hilfen“
• Inanspruchnahme von Beratung der „soweit erfahrenen Fachkräfte“, Besprechung von anonymen Fallbespielen
• Angebot von Präventionsveranstaltungen für Kinder, Eltern und Mitarbeiterinnen
1. Förderung des sozialen Lernens in der Stammgruppe:
Kinder lernen mit- und voneinander. Soziales Lernen und Persönlichkeitserziehung sind untrennbar aufeinander bezogen. Die Kindertageseinrichtung ist für das Kind ein familienergänzendes und familienunterstützendes Interaktionsfeld, das seine sozialen Beziehungen erweitert. Hierbei werden auch ethische Haltungen und grundlegende Lebenseinstellungen gebildet. Weil alle Kinder ein ausgeprägtes Schutzbedürfnis haben, brauchen sie eine feste Gruppe (Stammgruppe), die ihnen Sicherheit und Rückzugsmöglichkeiten bietet. Wie wollen den Kindern helfen, einen festen Platz in dieser Gruppe zu finden und sich in unserer Einrichtung wohl zu fühlen. Sie sollen lernen, sich im Umgang mit anderen zu behaupten und durchzusetzen. Gleichzeitig müssen sie sich aber auch einfügen können und fähig sein, soziale Verantwortung zu übernehmen.
2. Identifikation mit Gleichgesinnten:
Das Miteinander in der altersgemischten Gruppe lenkt den Blick des Kindes auf die Gefühle und Bedürfnisse anderer. Es macht die Erfahrung, dass das Zusammensein mit unterschiedlichen Spielgefährten Spaß und Abwechslung bringen und die eigenen Möglichkeiten erweitern kann. Dabei wächst es in seiner Fähigkeit, auf fremde Menschen zuzugehen, und in der Bereitschaft, anderen zu helfen. Das Kind lernt die Rechte seines Gegenübers zu wahren, und eine richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Als Gruppenmitglied identifiziert es sich mit Gleichgesinnten und übernimmt Umgangsformen, die das Alltagsgeschehen prägen. Um die sozialen Kräfte der Kindergartenkinder zu stärken, greifen wir bei unseren Beschäftigungen immer wieder auf Themen zurück, die gemeinsames Erleben möglich machen, das Zusammengehörigkeitsgefühl vertiefen und die Förderung der Kommunikationsfähigkeit und der Aufbau eines positiven Konfliktverhaltens ermöglichen.
3. Situationsorientierter, lebensbezogener Arbeitsansatz: Neben den persönlichen Eigenschaften des Kindes hat auch seine Lebenssituation eine entscheidende Bedeutung für die Auswahl der Inhalte und Themen. Ihre persönlichen Erfahrungen und aktuelle Ereignisse in der Umgebung bilden die Basis für die tägliche Arbeit. Durch intensive Beobachtungen erfahren wir, wo die Interessen der Kinder liegen und welche Fragen sie beschäftigen. Das kindliche Interesse entscheidet auch über die Intensität und Dauer der Angebote.
4. Sprachbildung
In der allgemeinen Vorschulerziehung lässt sich eine grundsätzliche Verzögerung der kindlichen Sprachentwicklung feststellen, was vorwiegend auf die Reizüberflutung und Schnelllebigkeit unserer Umgebung zurückzuführen ist. Weil die persönliche Entfaltung und die Fähigkeit, soziale Beziehungen aufzubauen, sehr stark vom Grad der Sprachbeherrschung abhängen, können Sprachprobleme zu Entwicklungsstörungen führen. Für Kinder aus russlanddeutschen Familien ergeben sich durch ihre besondere Lebenssituation zusätzliche Schwierigkeiten: In den meisten Familien wird vorwiegend Russisch gesprochen, während die Kinder ihre Muttersprache zwar noch verstehen, sie selbst aber nicht mehr anwenden können. Über die Muttersprache entwickelt das Kind jedoch einen Zugang zu seiner ersten Bezugsperson in der Familie. Durch sie werden emotionale Bindungen, Zugehörigkeit und Akzeptanz sowie kulturelle Werte und Einstellungen vermittelt.
• Stärkung der Muttersprache:
Da die Muttersprache eine wichtige Grundlage für den richtigen Erwerb der Umgebungs- und Landessprache bildet, ist es für Kinder aus einem anderen Herkunftsland von großer Bedeutung, dass sie diese beherrschen. Deshalb ermutigen wir Kinder und Eltern dazu, die Muttersprache zu sprechen, sie zu bewahren und als etwas Besonderes zu pflegen. Wir vermitteln den Familien, dass wir stolz darauf sind, multikulturelle Einflüsse in unserer Einrichtung zu haben und es eine große Bereicherung ist, wenn man darauf zurückgreifen kann.
Die Tatsache, dass die Mehrheit unserer Kindergartenkinder nicht mehr in der Lage ist, sich in Russisch zu unterhalten, bestätigt das zunehmende Verschwinden der Muttersprache.
• Sprachdefizite:
Gleichzeitig erkennen wir auch bei einheimischen Kindern deutliche Defizite im Sprachgebrauch. Die Kinder haben eine undeutliche Aussprache, zeigen Schwierigkeiten in Satzbau und Grammatik und sind verunsichert im kognitiven und sozialen Bereich.
In größeren Gruppen ziehen sich diese Kinder zurück, wirken schüchtern und verschlossen und wagen es kaum, sich zu Wort zu melden, oder sie überspielen ihre Unsicherheit, indem sie stören und die Aufmerksamkeit durch negatives Verhalten (laut sein, brechen der Regeln) auf sich lenken. Durch sprachliche Unkenntnisse entgehen den Kindern wichtige Informationen und Lernin-halte, was zu einer mangelnden Konzentration und Ausdauer führen und letztlich Desinteresse und Teilnahmslosigkeit zur Folge haben kann. Unsere Beobachtungen zeigen, dass sich Verhaltensmuster dieser Art festsetzen und die weitere Laufbahn in Schule und Ausbildung behindern, wenn adäquate Hilfestellungen fehlen.
• Alltagsintegrierte Unterstützung in der Sprachentwicklung
Im gewöhnlichen Kindergartenalltag findet Sprachbildung und Sprachförderung eigentlich immer statt, beispielsweise durch die vielfältigen Unterhaltungen zwischen den Erzieherinnen und den Kindern und in den Gesprächen der Kinder untereinander. Ebenso bereiten unterschiedliche Alltags- und Spielsituationen das Übungsfeld für eine differenzierte Verständigung. Durch das Schaffen von Sprachanlässen und das verbale Begleiten von Alltagssituationen lernt das Kind spielerisch seine Umgebungssprache kennen.
• Sprachbildungsprojekte:
Die alltagsintegrierte sprachliche Bildung in der Kita ist auch Schwerpunkt des Bundesprojektes „Sprach-Kitas“, welchem unsere Einrichtung seit 2016 angeschlossen ist. Die zusätzliche Fachkraft für Sprachbildung in unserer Einrichtung (Sprachexpertin) vermittelt den pädagogischen Mitarbeiter/innen fachspezifische Wissensinhalte zum Thema Sprachbildung und wertvolle Impulse für die pädagogische Arbeit vor Ort. Unsere Sprachexpertin wird von einer zusätzlichen Fachkraft innerhalb des Projektes geschult und ist für die Erzieherinnen und Eltern eine kompetente Ansprechpartnerin und wichtige Beraterin bei Fragen zu Sprachentwicklung und Fördermaßnahmen. Außerdem initiiert sie gemeinsam mit der Kita.leitung den fachlichen Austausch im Team und koordiniert Aktivitäten im Rahmen von „Sprach-Kitas“. Inspiriert von einer re-gelmäßigen Weitergabe der Inhalte aus den Netzwerktreffen mit anderen Projektkitas reflektieren die Erzieherinnen ihr eigenes Handeln und auch den Alltag in der Einrichtung. Sich achten darauf, im täglichen Umgang „gute Sprachvorbilder“ zu sein und Sprache für alle Kinder positiv erfahrbar zu machen. Für die Mitarbeiter/innen in der Kita Sophie-Scholl ist mittlerweile das Sprechen in vollständigen Sätzen genauso selbstverständlich wie das Kommentieren von Ereig-nissen und Situationen.
• Gezielte Förderangebote
Zusätzlich zur allgemeinen Sprachförderung werden im Rahmen des Bundesprojektes „Sprach- Kitas“ und des Landesprojektes „ISK“ in unserer Einrichtung auch gezielte Sprachfördermaß-nahmen angeboten. Diese zielen darauf ab, den kindlichen Wortschatz zu erweitern, Sprachunsi-cherheiten abzubauen und erste Begegnungen mit Buchstaben zu ermöglichen. Dabei wird auch ein besonderer Fokus auf Satzbau und Grammatik gelegt. Das Einüben einer deutlichen Ausspra-che und Sprechen in vollständigen Sätzen, das Benennen von Gegenständen und Beschreiben von Handlungsabläufen, die Unterscheidung zwischen Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl) und Verwendung der unterschiedlichen Artikel (der, die, das, eine, einer, eines), der Einsatz von Prä-positionen (wie z.B. davor, dahinter, daneben, dazwischen, unten, oben…) und der Umgang mit nonverbalen Ausdrucksmöglichkeiten (Mimik + Gestik) etc… spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Die Vermittlung der Lerninhalte geschieht auf spielerische Weise und ohne Druck, denn in erster Linie möchten wir ein Vertrauensverhältnis zu den Kindern aufbauen und ihre Bereitschaft für neue Lernerfahrungen gewinnen. Wir geben Zeit zum Beschreiben und ausführlichen Erzählen, aber auch zum Schweigen und Zuhören.
• Spracherwerb durch Umwelterfahren
Durch Erkundungsgänge, Besichtigungen und Ausflüge lernen die Kinder ihre Umgebung besser kennen und begreifen. Anhand der vielfältigen Erfahrungen, die sie außerhalb der Einrichtung machen, erwerben sie neue Begriffe und vertiefen bereits bestehende Sprachkenntnisse. Als Grundsatz gilt: Je intensiver ein Kind seine Umwelt entdeckt, desto besser kann es sie begrifflich einordnen und sprachlich über sie verfügen.
- Ausflüge und Erkundungsgänge: Mit den drei Gruppen unserer Einrichtung unternehmen wir regelmäßig Spaziergänge in die Kleingartenanlage, das angrenzende Waldgebiet und durch die Ortsmitte von Kippenheimweiler. Die Kinder erleben, wie sich die Natur dem jah-reszeitlichen Rhythmus anpasst und nehmen Veränderungen in der Umgebung wahr. Als Einstimmung auf das jährliche Osterfest besuchen wir in der Fastenzeit auch den örtlichen Friedhof und besichtigen den Kreuzweg in der katholischen Kirche Kippenheim, während wir vor Weihnachten einen Ausflug zum Lahrer Weihnachtsmarkt organisieren.
- Ausflüge (Schulanfängerausflüge): Die jährlichen (Schulanfänger) Ausflüge nutzen wir dazu, unsere Heimat auszukundschaften und Sehenswürdigkeiten und Einrichtungen die weiter entfernt sind, aufzusuchen.
- Interessengruppen: In der Erntezeit bieten wir den Kindern unterschiedliche Interessengruppen an. Die Kinder können sich entscheiden, ob sie die Trauben-, Apfel- oder Maisernte kennen lernen möchten.
- AG´s: Zwischen den Pfingst- und Sommerferien finden unsere AG´s statt, deren Themen die Kinder selbst bestimmen. (Themenbeispiele: Männer- und Frauenberufe, Hobbies, Haustiere, Natur und Umwelt, …)
- Projekte: Zwischen Fastnacht und Pfingstferien gibt es in unserer Kita die Projekte „ABC Treff“ (für die 5 -6 Jährigen), „Zahlenland“ (für die 4 – 5 Jährigen) und „Farbenland“ für die 3 – 4 Jährigen.
Kath.Tageseinrichtung für Kinder Sophie-Scholl, Lahr- Kippenheimweiler - Startseite